Vokabular, Markus Furrer / Wolfgang Zät, VOLUME Kunstraum Bern, 17. 2. - 24. 3. 2024
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Vokabular

Die beiden Künstler Wolfgang Zät (Bern) und Markus Furrer (Biel) pflegen neben einer jahrzehntelangen Freundschaft ebenso lange einen schonungslosen Austausch über das Wesen der Kunst. Trotz ihrer unterschiedlichen Arbeitsweisen und Ausdrucksformen treffen sich die Künstler immer wieder an neuralgischen Punkten ihres Schaffens, woraus sie fruchtbare Erkenntnisse in ihre Arbeit einfliessen lassen. Ab und an mündet dieser Dialog in gemeinschaftliche Werke oder Präsentationen - in der Ausstellung «Vokabular» zeigen sie Arbeiten im Spannungsfeld von Abstraktion und Gegenständlichkeit, von Imagination und Realität, von natürlich und künstlich in Form von Malerei, Skulptur, Objekt, Installation und Druck. Ihr solides Handwerk gepaart mit Schalk und Experimentierfreude führen zu irritierenden, sinnlichen und alchemistisch anmutenden Werken von suggestiver Kraft.
Markus Furrer und Wolfgang Zät geleiten uns durch eine mehrschichtige Ausstellungslandschaft, welche zwischen Labor, archäologischem Archiv, Lager oder höhlenartigem Raum oszilliert. Neben dem Ausloten von Präsentationsformen befragen die beiden Künstler weitere Elemente aus dem bildnerischen Wortschatz - Wahrnehmung, Material, Medium, Licht und Dunkelheit, Form, Farbe, Raum sowie das Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Improvisation und Kalkül, Natur und Kultur. Die Faszination für „Naturereignisse“ bildet ein roter Faden durch ihr vielschichtiges Werk. Aus Gefühltem und Erlebtem gespeicherte Naturräume entstehen archetypische Naturbilder.

Abstrakt und gegenständlich zugleich eröffnen sich ursprüngliche Landschaften, Höhlen, Flussläufe, Berge - je nach Fokus des Künstlers, wie auch des Betrachters, der Betrachterin. Diese Neuschöpfungen beanspruchen einen eigenen Wirklichkeitsraum, denn die Empfindung für solche nichtexistente Orte ist real.
Während Wolfgang Zät in monumentalen Linolschnitten das Licht physisch aus der Linolplatte schnitzt und durch mannigfaltige grafische Strukturen zum Leuchten bringt - die Dunkelheit in der Negativform mitmodellierend - so lässt Markus Furrer in seinen Malereien das Licht aus der Dunkelheit im wahrsten Sinne erscheinen, sei es additiv in mehrschichtigem Farbauftrag oder abtragend durch Wegschleifen von Farbschichten. Daneben können einfache Objekte wie ein Ei oder ein Buch in einem langwierigen Malprozess zu Ikonen mutieren, aus dem Bestreben, die perfekte Form einzufangen.
Beide Künstler lassen sich gerne herausfordern von der Nachahmung des Natürlichen. Über die Magie des Materials, durch Experimentierfreude und Zufall entstehen aus Ton, Gips, Gussporzellan, Marmor, Holz, Zinn, Karton, Papier und Farbe täuschend echte Naturobjekte oder Persiflagen von Alltäglichem, wie vergoldete Zitronen oder Brotstücke aus Zinn. Zät und Furrer laden uns ein zum Spiel mit der Wahrnehmung und lassen uns teilhaben an ihrem Staunen über die einfachen Wunder dieser Welt. (Diana Dodsen)